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Willkommen auf der Seite der "Textinitiative Fukushima"

Die Seiten der Textinitiative Fukushima werden derzeit von der Japanologie der Goethe-Universität betrieben. Gegenwärtiges Anliegen von TIF ist die zeitgeschichtliche Dokumentation. Das Forum dient nun in erster Linie als Archiv für Informationen zu 3/11 sowie allgemein zur Geschichte des Atomaren. Die Suchfunktion ermöglicht Recherchen zu Stichworten, Inhalten und Akteuren.

Aktuelles

Renaissance der Atomkraft 2022

"Auf scharfe Kritik von Anti-Atomkraft-Initiativen aus NRW und Niedersachsen sowie des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz und der Friedensnobelpreisträgerin IPPNW stoßen die Pläne des französischen Präsidenten Macron zum Neubau von sechs Atomkraftwerken sowie zur Planung von acht weiteren in Frankreich."

„Präsident Macron betont gerne den Wunsch nach Unabhängigkeit. Die Realität der Atomkraft ist jedoch eine andere: Das „französische“ Uran kommt zum Teil aus der postkolonial ausgebeuteten Uranmine im Niger, zu weiteren Teilen auch aus Kasachstan und Usbekistan im russischen Einflussbereich. Uranmüll entsorgt Frankreich ebenfalls gerne in Russland – erst vor wenigen Tagen fuhr wieder ein Atomschiff von Le Havre nach Ust-Luga bei St. Petersburg. Die sogenannte atomare Energie-Unabhängigkeit ist eine Fata Morgana,“ so Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen." (Sonnenseite, 12.2. 2022)

Links:
https://www.sonnenseite.com/de/politik/macrons-atomplaene-sind-radioaktiver-alptraum/
https://www.sueddeutsche.de/politik/atomkraft-frankreich-1.5526538 =
"Die Kernkraft in Frankreich soll wieder aufleben. Um bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen, sollten sechs neue Atomkraftwerke vom Typ EPR 2 gebaut werden, kündigte Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag im ostfranzösischen Belfort an. Das erste könnte 2035 in Betrieb gehen; den Bau weiterer acht Meiler werde er prüfen lassen. Zugleich werde die Laufzeit aller bestehenden Kernkraftwerke verlängert, wenn die Sicherheit es erlaube. Wie schon früher angekündigt, möchte Macron die Entwicklung von "Small Modular Reactors", die kleiner sind und angeblich sicherer, mit einer Milliarde Euro fördern."


Rückblick: Geschichte des Atomaren – Nuklearwaffentests und Atommüll im Meer

„1946 testeten die USA im pazifischen Bikini-Atoll als erste Nation eine Atombombe in einem Meeresgebiet. Weltweit folgten über Jahrzehnte insgesamt mehr als 250 Nuklearwaffentests auf hoher See. Die meisten (193) durchgeführt von Frankreich in Französisch-Polynesien sowie von den USA (42), zumeist auf den Marshallinseln im Zentralpazifik. Bis Anfang der 90er Jahre wurde das Meer nicht nur als Übungsgebiet für einen Atomkrieg verwendet, sondern diente auch als gigantische Müllkippe für radioaktiven Abfall aus Atomkraftwerken. Von 1946 bis 1993 landeten weltweit mehr als 200.000 Tonnen zum Teil hoch radioaktive Rückstände in den Ozeanen - das meiste davon in Metallfässern, so die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA). Auch mehrere Atom-U-Boote inklusive nuklearer Munition wurden versenkt.“

„In Fukushima beteuert die Betreiberfirma des Kernkraftwerks, Tokyo Electric Power Co., dass vor der jetzt geplanten Einleitung des Kühlwassers ins Meer alle 62 radioaktiven Elemente aus dem Wasser auf ein ungefährliche Level herausgefiltert werden - bis auf das Isotop Tritium. Das Einleiten des Kühlwasser ins Meer schätzt das Beratergremium in Tokio als "sicherer" ein im Vergleich zu anderen Methoden, etwa der Verdunstung des Wassers. Wie schädlich das wasserlösliche Tritium für den Menschen ist, ist umstritten. Und laut Greenpeace befinden sich in dem gefilterten Kühlwasser noch weitere radioaktive Substanzen, darunter Strontium-90, dass sich in Knochen einlagere, sowie C14 - mit einer Halbwertszeit von 5700 Jahren. Die Folgen dieser Stoffe für die Meeresumwelt würden bislang ignoriert.“  (dw, T. Schauenberg, 11.3.2021)

Links: https://www.dw.com/de/fukushima-das-meer-als-perfektes-endlager-für-atommüll/a-52444866 (dw, 2021)
https://www.heise.de/tp/features/Strahlender-Ozean-3287652.html (TELEPOLIS, 2016)
https://www.sonnenseite.com/de/umwelt/der-atomdom-auf-den-marshallinseln/ (Sonnenseite, 2020)


Fotographie nach Fukushima: Robert Voit

" (...) Voit zog es nach der Dreifachkatastrophe jährlich in das Land, um die Folgen von Fukushima künstlerisch zu dokumentieren. Entstanden sind mehr als 4500 Fotografien (...)". (FR, 2021)
© Robert Voit

Strukturelle Ignoranz in Sachen "risk governance" - soziologischer Artikel

"By elucidating why such ignorance persists in Japan despite the post-accidental drastic reform, the authors both articulate the deep-rooted structure that underlies it and reflects the societal and historical context, and eventually conceptualize this ignorance as “structural ignorance” of expertise in nuclear safety controversies and policy processes. The results also provide direction for further research to solve this structural problem." (Juraku Kohta und Sugawara Shin-Etsu 2021)

Nuclear Technology, Volume 207, Issue 9 (2021): Special issue on the Nuclear, Humanities, and Social Science Nexus

Links: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00295450.2021.1908075
https://www.tandfonline.com/toc/unct20/207/9


Vortrag "Toxic Food and Slow Violence in Japan’s Post-3/11 Literature" (16. Februar)

Kristina Iwata-Weickgenannt, Nagoya University
Aidana Bolatbekkyzy, University of Oregon

February 16 (Wed), 2022, 18:30h JST

Abstract: "In this presentation we examine representations of food and feeding in post-Fukushima literature. Following the hydrogen explosions at the Fukushima Daiichi nuclear power plant, radioactive plumes swept across the country. As a result, Japan saw a sharp increase in radioactivity levels in a range of foodstuffs. Yet the government-sponsored Eat and Support campaign, designed to encourage the consumption of produce from northeastern Japan, failed to address contamination issues, giving the impression that economic recovery was prioritized over food safety aspects. In the ensuing decade, writing about food consumption, production, and feeding became one of the prime ways for authors to express political dissent. To illustrate this, we read four texts published between 2012 and 2014 by Satō Yūya, Yoshimura Man’ichi, Kimura Yūsuke and Tawada Yōko through the theoretical lens of the Capitalocene. In this concept, capitalism is seen not merely as a mode of production, but as “a way of organizing the relations between humans and the rest of nature—that is as a system of nature, capital, and power” (Velednitsky 2017). Zooming in on representations of food and feeding, we show how the four authors expose, and explore, different aspects of the Capitalocene: they criticize authoritarian tendencies in the post-nuclear age, question conventional—highly gendered, highly exploitative—practices of food consumption as well as production, and challenge the idea of perpetual progress, be it economic, technological or in terms of human bodies. We argue that by depicting acts of sabotage, or by imagining lives that escape the extractivist logic of our time altogether, Satō, Yoshimura, Kimura, and Tawada bring to life characters who refuse to provide cheap work, energy and lives to the capital in the dual sense, to Tokyo and to capitalist accumulation."

Link: https://www.dijtokyo.org/event/toxic-food-and-slow-violence-in-japans-post-3-11-literature/


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