Willkommen auf der Seite der "Textinitiative Fukushima"
Die Seiten der Textinitiative Fukushima werden derzeit von der Japanologie der Goethe-Universität betrieben. Gegenwärtiges Anliegen von TIF ist die zeitgeschichtliche Dokumentation. Das Forum dient nun in erster Linie als Archiv für Informationen zu 3/11 sowie allgemein zur Geschichte des Atomaren. Die Suchfunktion ermöglicht Recherchen zu Stichworten, Inhalten und Akteuren.
Kohei Saitos "Systemsturz" (2023) und sein Blick auf Fukushima - eine Rezension von Thomas Schwarz | 05.09.2023 |
"Fukushima als Probe aufs Exempel für das revolutionäre Potential Japans
Zu den revolutionären kommunistischen Forderungen von Saito gehört die „Vergesellschaftung großer Ölkonzerne, von Großbanken und digitaler Infrastruktur“ (sprich: Google, Apple, Facebook und Amazon). Um in dem von Marx verheißenen „Reich der Freiheit“ anzukommen, gelte es, ein „System“ zu „zerschlagen“, das auf „endloses Wachstum“ ausgerichtet ist und „die Menschen zu überlangen Arbeitszeiten und schrankenlosem Konsum antreibt“. Das in Verbindung mit dem Aufruf zu Massenprotesten öffentlich zu verlangen, erfordert beträchtlichen Mut in einem Land, das so konservativ ist wie Japan. Umso erstaunlicher ist die positive Resonanz, die Saitos Manifest in der japanischen Leserschaft gefunden hat. Die Rede ist von einer halben Million verkaufter Exemplare, das sind bald vier Prozent der Bevölkerung Japans. Saito ist ein Anhänger der These, die von der Politologin Erica Chenoweth aufgestellt worden ist. Sie prognostiziert große gesellschaftliche Umwälzungen für den Fall, dass „3,5 Prozent der Menschen gewaltlos und entschlossen aufbegehren“. Wenn die Bereitschaft, sich lesend auf einen komplexen Gedankengang einzulassen, auch zu einer politischen Handlungsfähigkeit führte, die diesem entspricht, dann könnte am Ende Japan das Land sein, das anderen den Weg in die Zukunft weist. Vorläufig spricht dagegen, dass das de facto verstaatlichte Tokyoter Energieversorgungsunternehmen Tepco seit dem 24. August 2023 aus den Tanks der havarierten Reaktoranlage von Fukushima mit Tritium kontaminiertes Wasser in den Pazifik pumpen kann, ohne dass es in Japan zu nennenswerten Protesten gekommen wäre. Obwohl es auch Wissenschaftler gibt, die vor einer unzureichenden radiologischen und ökologischen Folgenabschätzung der Einleitung warnen, nimmt noch immer mehr als die Hälfte der japanischen Bevölkerung der Firma Tepco Presseerklärungen mit Sicherheitsversprechen ab. Würde man in Fukushima hingegen Saitos Vorschlag folgen, nicht nur Elektrizitätswerke, sondern die ganze damit in Verbindung stehende Infrastruktur, also auch die Reaktorruinen, als Commons auf lokaler Ebene von den Bürgern verwalten zu lassen, würden sich wohl die unmittelbar betroffenen Fischer von Fukushima mit einem „Nein“ durchsetzen." Thomas Schwarz, Literaturkritik.de (4. September 2023) Hinweis: Am 8. September findet in der berlin-brandenburgischen Akdamie der Wissenschaften ein Gesprächsabend mit Kohei Saito statt (https://www.dtv.de/autor/gregor-wakounig-19159 https://www.bbaw.de/veranstaltungen/veranstaltung-marx-meets-degrowth-on-the-origin-of-gegrowth-communism) |
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Fundstück - Traditionelles Kunsthandwerk und FUKUSHIMA: Negaidama von Hayakawa Minako | 09.08.2023 |
"Zusätzlich dazu, die Menschen zum Nachdenken über traditionelles volkstümliches Kunsthandwerk anzuregen, gab diese Bewegung auch einen Anstoß dazu, ganz neue Produkte zu kreieren. Hayakawa bemerkte, dass diese Entwicklung „mit dem Wiederaufbau verknüpft war“ in Form eines Vermittelns von Impulsen, und sie begann, völlig neue Papiermaché-Formen herzustellen. Ihr erstes neues Produkt war ein negaidama oder „Wunschball“, der auf ein okiagari koboshi mit traditionellen japanischen Mustern gemalt wurde, die Glück bringen sollen. Später beteiligte sie sich an einem Akabeko-Projekt, das den Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten durch Mal-Workshops und Ausstellungen von akabeko unterstützte, die von unterschiedlichsten Menschen kreiert worden waren. Im Rahmen dieses Projekts schuf Hayakawa eine Kuh mit einem Wellenmuster, das als seigaiha bekannt ist. Seigaiha ist ein traditionelles japanisches Muster, bei dem die sich ins Unendliche fortsetzenden Wellen die Vorstellung von anhaltendem Glück verkörpern. Auf der anderen Seite erinnert das Muster aber auch an den Tsunami, der derart tragische Verheerungen anrichtete. Hayakawa: „Auch wenn ich unmittelbar nach dem Erdbeben zögerte, dies so deutlich zum Ausdruck zu bringen, wollte ich doch nicht, dass die Menschen den Tsunami vergessen. Ich bemalte daher die Kühe auch deshalb mit diesem Muster, um die Entschlossenheit zum Ausdruck zu bringen, dass wir den Tsunami überwinden werden.“" (HAYAKAWA Minako/ Mai 2023, BOTSCHAFT VON JAPAN - Kultur) Link: https://www.de.emb-japan.go.jp/NaJ/NaJ2305/post_two.htm |
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70 Jahre HIROSHIMA und Oe Kenzaburos Kommentar (August 2015) | 07.08.2023 |
"Seventy years ago today, at 8:15 in the morning, the U.S. dropped the world’s first atomic bomb on the Japanese city of Hiroshima. Destruction from the bomb was massive. Shock waves, radiation and heat rays took the lives of some 140,000 people. Three days later, the U.S. dropped a second atomic bomb on the Japanese city of Nagasaki, killing another 74,000. President Harry Truman announced the attack on Hiroshima in a nationally televised address on August 6, 1945. Today, as the sun came up in Hiroshima, tens of thousands began to gather in Hiroshima’s Peace Memorial Park to commemorate the world’s first nuclear attack. We are joined by the acclaimed Japanese novelist and winner of the 1994 Nobel Prize for Literature, Kenzaburo Oe, whose books address political and social issues, including nuclear weapons and nuclear power. "If Mr. Obama were to come to the memorial ceremonies in Hiroshima or Nagasaki, for example, what he could do is come together with the hibakusha, the survivors, and share that moment of silence, and also express considering the issue of nuclear weapons from the perspective of all humanity and how important nuclear abolition is from that perspective—I think, would be the most important thing, and the most important thing that any politician or representative could do at this time," says Oe, who has also spoken out in defense of Japan’s pacifist constitution, which Prime Minister Shinzo Abe has pushed to amend in order to allow the country to send troops into conflict for the first time since World War II." Link: https://www.youtube.com/watch?v=Az4Px2_3Kmc |
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Eine Einschätzung von japanischer Seite: Zur Person Oppenheimer | 06.08.2023 |
"After the war, Oppenheimer said “I feel I have blood on my hands.” I don’t think that was just a one-time expression: Oppenheimer must have felt a pang of regret when he said this. But such a regret was different from Szilard’s attitude, which not only recognized moral responsibility but also questioned the use of atomic bombs long before Hiroshima and Nagasaki. Oppenheimer, as one of the members of the Scientific Panel to the Interim Committee (which discussed many important things about the conduct of the war and the possible use of atomic bombs) clearly expressed his opinion that the bomb should be used against Japan as soon as possible. As a leader of the Los Alamos Laboratory—which undertook the final process of the development of the atomic bombs—he could not bring himself to deny the use of the new weapon." (Shiho Nakazawa, Bulletin of the Atomic Scientists, 21. Juli 2023) |
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Einspielungsergebnisse des Films "Oppenheimer" - verliert gegen "Barbie", gewinnt als Aufmerksamkeitsspannentest | 24.07.2023 |
"Auch Nolans "Oppenheimer" beeindruckt am ersten Kino-Wochenende. Der Film mit Cillian Murphy (47) in der Hauptrolle wird nach "The Dark Knight" und "The Dark Knight Rises" der drittgrößte Filmstart in Nolans Karriere sein. Das Biopic spielte 33 Millionen Dollar (29,6 Millionen Euro) am Eröffnungstag ein, inklusive der Vorpremieren am Donnerstag. Damit ist er auf dem besten Weg, eines der besten Einspielergebnisse am ersten Wochenende aller Zeiten für einen Film mit Altersfreigabe zu erreichen. Damit stünde er in einer Reihe mit Filmen wie "Deadpool", "It" oder "Joker"." (brigitte aktuell, 23.7. 2023) "Christopher Nolan verzichtet auf klassische Szenenarbeit, Oppenheimer ist eigentlich "nur" eine lange Montage - und das über 180 Minuten hinweg. Soll heißen: Trotz drei klar definierter Akte gibt es keine Verschnaufpause und Oppenheimer gleicht einem regelrechten Dialog-Fließband. Wer hier mal abdriftet oder den Faden verliert, bekommt den nicht so schnell wieder aufgefädelt. Im Gegensatz zu anderen komplexen Nolan-Werken könnt ihr euch damit nicht einfach an beeindruckenden Action-Sequenzen erfreuen, solltet ihr gedanklich mal abschalten." (Gamestar, 21.7. 2023) |
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